Joachim Smet: Die Karmeliten. Geschichte des Karmelitenordens Band 1: Von ca. 1200 bis zum Konzil von Trient (= Schriften des Forschungsinstituts der deutschen Provinz der Karmeliten; Bd. 5,1), Münster: Aschendorff 2023, XIV + 526 S., 29 Farb-, 2 s/w-Abb., ISBN 978-3-402-12153-5, EUR 68,00
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Jens Röhrkasten / Coralie Zermatten (eds.): Historiography and Identity. Responses to Medieval Carmelite Culture, Münster / Hamburg / Berlin / London: LIT 2017
Michaela Scheibe / Christiane Caemmerer / Katja Dühlmeyer u.a. (Red.): Bibel, Thesen, Propaganda. Die Reformation erzählt in 95 Objekten, Berlin: Staatsbibliothek zu Berlin 2017
Barbara Müller / Monika E. Müller (Hgg.): Die Hamburger Beginen bei St. Jacobi im Kontext ihrer Handschriften und Kultur, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2022
Wer sich mit Ordensgeschichte beschäftigt und dabei sein besonderes Augenmerk auf den Karmelitenorden richtet, kommt an der äußerst rührigen Kirchenhistorikerin und Mediävistin Edeltraud Klueting nicht vorbei - ein Blick auf ihre Publikationsliste mag dies veranschaulichen. [1] Von ihr ging auch der entscheidende Impuls für das 2012 erschienene "Monasticon Carmelitanum" aus [2] - ein Mammutmerk, das "einen Meilenstein in der quellenbasierten Erforschung und übergreifenden Darstellung des Karmelitenordens und seiner Klöster im deutschsprachigen Raum" darstellte. [3] Mit seiner Zugehörigkeit zum Karmelitenorden setzte das Herausgeberteam die Tradition der Auseinandersetzung von Konventualen mit der Geschichte ihres eigenen Ordens fort.
Edeltraud Klueting legte 2005 die Profess als Karmeliten-Tertiarin ab; sie leitet den "Dritten Orden im Karmel Johannes Soreth" und gehörte dem "Comitato Centrale" des internationalen Forschungsinstituts Institutum Carmelitanum in Rom an. Mit der Gründung des Forschungsinstituts der Deutschen Provinz der Karmeliten im Jahre 2016 übernahm sie dessen Leitung [4] und begründete eine eigene Schriftenreihe, innerhalb derer auch das hier anzuzeigende Werk erschien.
Es ist dies Teilband 1 einer deutschsprachigen Gesamtausgabe der karmelitanischen Ordensgeschichte von den Anfängen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, verfasst und auf Englisch publiziert von Joachim Smet (1915-2011). Der durch fast 400 Publikationen hervorgetretene Karmelit hatte seit Mitte der 1970er-Jahre die Frucht seiner jahrzehntelangen ordensgeschichtlichen Forschungen mit einem vierbändigen Handbuch gekrönt. [5]
Diese meisterhafte erste Gesamtdarstellung zur Geschichte des Karmelitenordens, die bei aller Detailfreude doch nie den Blick aufs Ganze vergaß, erfuhr mehrfache Übersetzungen, so ins Spanische, Italienische und Niederländische. Die von dem Discalceaten Ulrich Dobhan 1981 verantwortete deutsche Bearbeitung gedieh jedoch nie über Band 1 hinaus. [6]
Mit ihrem Vorhaben einer deutschsprachigen Ausgabe des Gesamtwerks schließt Klueting also ein von vielen Seiten formuliertes Forschungsdesiderat. Es liegt nun eine revidierte, aktualisierte und ergänzte deutsche Neuübersetzung von Band I "The Carmelites. A history of the Brothers of our Lady of Mount Carmel. Ca. 1200 until the council of Trent" vor, basierend auf der revidierten Auflage von 1988. [7]
Zu den besonderen Verdiensten der Leistung von Edeltraud Klueting darf die Aktualisierung der Literaturangaben gerechnet werden, deren Akribie und Vollständigkeit von hervorragender Kenntnis des aktuellen Forschungsstands und seiner Veränderungen innerhalb von 35 Jahren zeugt. Zur Kennzeichnung gegenüber Smets Version wurde die beeindruckende Vielzahl ergänzter Titel in den Fußnoten mit einem Asterisk markiert. Als sehr hilfreich erweisen sich die hier untergebrachten, umfangreichen terminologischen Erklärungen und die Erläuterungen zu historischen Ereignissen und Personen.
Das Inhaltsverzeichnis, das sich in der englischen Ausgabe von 1988 auf die Hauptüberschriften I-XII beschränkte, war in der deutschen Fassung von Dobhan bereits erheblich ausführlicher gehalten. Klueting orientiert sich weitgehend daran, ergänzt jedoch mehrfach weitere Untergliederungen, was die schnelle Orientierung deutlich erleichtert. Diese zusätzlichen Kapitelüberschriften im Text lockern die Seitengestaltung angenehm übersichtlich auf.
Dem 438 Seiten umfassenden Textteil schließt sich das auf 24 Seiten angewachsene Quellen- und Literaturverzeichnis an; die vorne vorgenommene Markierung der neu aufgenommenen Titel wurde hier nicht wiederholt. Nicht nachvollziehbar ist, warum selbstständige Beiträge in Sammelbänden, die in den Fußnoten aufgeführt wurden - so vor allem die wichtigen Darstellungen zu den einzelnen Ordensniederlassungen im "Monasticon Carmelitanum" - im Literaturverzeichnis konsequent fehlen.
Im Register der Personen und Orte, das Markus Köhler, Zoe Paulina Schmid und Lilian Marie Zeller mit viel Sorgfalt und hohem Aufwand erstellten, erfreuen die im biographischen Teil ergänzten Angaben zu den Lebensdaten. Besondere Erwähnung verdient ein opulenter Anhang mit 31 Farbabbildungen, die nicht allein durch exquisite Qualität überzeugen, sondern in der ausgewogenen Berücksichtigung von Motiven erneut die souveräne Kenntnis der Welt des Karmel bezeugen.
Abschließend sei die gelungene Gesamtgestaltung des Bandes positiv hervorgehoben: darunter besonders der im Sinne der Lesefreundlichkeit ideale Satzspiegel, der fadengeheftete Buchblock, der Festeinband und das ansprechende Cover - dies alles zu einem erfreulichen Preis; das für Band 1 der Schriftenreihe ausgesprochene Lob der Rezensentin [8] kann uneingeschränkt wiederholt werden. Man darf sich auf die Folgebände bereits jetzt freuen und Edeltraud Klueting dafür nicht nachlassende Energie und langen Atem wünschen.
Anmerkungen:
[1] Homepage von PD Dr. phil. theol. habil. Edeltraud Klueting T.OCarm: https://edeltraud-klueting.eu
[2] Edeltraud Klueting / Stephan Panzer / Andreas H. Scholten (Hgg.): Monasticon Carmelitanum. Die Klöster des Karmelitenordens (O.Carm.) von den Anfängen bis zur Gegenwart (Monastica Carmelitana; 2), Münster 2012.
[3] Annelen Ottermann: Die Mainzer Karmelitenbibliothek. Spurensuche - Spurensicherung - Spurendeutung (Berliner Arbeiten zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 27), 2. Aufl., Berlin 2018, 88-89.
[4] https://karmeliten.de/einrichtungen/forschungsinstitut/ (abgerufen am 1.10.2024).
[5] Joachim Smet: The Carmelites. A history of the Brothers of our Lady of Mount Carmel [Private printing]. Bd. I, Rom 1975 [Private printing]; Bd. II, III, 1-2, IV: Darien, Illinois 1976-1985.
[6] Joachim Smet / Ulrich Dobhan: Die Karmeliten. Eine Geschichte der Brüder U. L. Frau vom Berge Karmel. Von den Anfängen (ca. 1200) bis zum Konzil von Trient, Freiburg i.Br. 1981.
[7] Joachim Smet: The Carmelites. A history of the Brothers of our Lady of Mount Carmel. Ca. 1200 until the council of Trent. Bd. I. Revised edition, Darien, Ill. 1988.
[8] Vgl. zu Band 1 der Schriftenreihe: https://www.sehepunkte.de/2019/01/31910.html (abgerufen am 1.10.2024).
Annelen Ottermann